Bei uns brauchst du keine Hilfsmittel, um dir den Text anzuhören. Wir haben ihn einfach für dich eingesprochen:

Mittlerweile gibt es viele Hilfsmittel, die Studierenden mit Beeinträchtigung das Studium erleichtern können. Diese Hilfsmittel helfen vor allem Studierenden mit Sinnesbeeinträchtigungen (Blindheit/Sehbehinderung, Hörbeeinträchtigung) und Studierenden mit körperlichen Beeinträchtigungen oder Legasthenie. In diesem Beitrag stellen wir dir einige Hilfsmittel etwas näher vor. Wir gehen bewusst nur auf Geräte und Software ein, die dir im Studium helfen könnte. Darüberhinaus gibt es auch viele Alltagshilfen.

Hilfsmittel für blinde Studierende

Blinde Studierende sind vor allem auf Hilfen angewiesen, die visuelles für sie hör- oder tastbar machen können.

Ein sehr wichtiges Hilfsmittel ist der Screenreader (Bildschirmleser). Das ist ein Programm, dass den Text auf dem Bildschirm vorlesen oder auf einer Braillezeile darstellen kann. Neben Laptops und Computern sind auch Smartphones und Tablets von Haus aus mit einem Screenreader ausgestattet.
Hier eine Liste der gängigsten Sprachausgaben:

  • JAWS: kostenpflichtiger Screenreader für Computer
  • NVDA: kostenfreie Alternative zu JAWS
  • Voiceover: bereits im Betriebssystem integrierter Screenreader für iPhones, iPads und Macbooks
  • Talkback: bereits im System integrierter Screenreader für Android-Geräte

Damit du dir besser vorstellen kannst, wie ein solches Programm klingt, haben wir hier mal ein kleines Hörbeispiel für dich:

Doch gerade wenn es um Rechtschreibung geht, kommen Sprachausgaben an ihre Grenzen. Fehlende Kommata oder krasse Rechtschreibfehler kannst du mit ein wenig Übung zwar heraushören, aber ob das Wort „Hund“ mit D oder T geschrieben wurde, kannst du nur schwer heraushören, oder?

Deshalb nutzen viele blinde Studierende die sogenannte Braillezeile. Das ist ein längliches Gerät, welches per USB und/oder Bluetooth mit dem Laptop, PC und/oder Handy verbunden wird. Auf dem Gerät wird der Bildschirmtext dann in Blindenschrift dargestellt. So können auch blinde Menschen ihre Texte korrekturlesen. Vor allem für taubblinde Studierende führt kein Weg an einer Braillezeile vorbei, denn die Informationen, die von einem Screenreader gesprochen werden, können sie nur schwer oder überhaupt nicht verstehen.

Manche Braillezeilen verfügen auch über eine kleine Tastatur. Sie stellen dann eine Mischung aus Lese- und Notizgerät dar.
Auf einer Braillezeile kann man immer nur eine Zeile mit 12-80 Zeichen lesen – wieviele Zeichen es letztendlich sind, hängt vom Modell der Braillezeile ab.

Hilfsmittel: zwei verschiedene Braillezeilen: eine mit Braille- und eine mit PC-Tastatur
Zwei Braillezeilen im Vergleich. Foto: privat

Doch auch viele Blinde wissen das Lesen auf Papier zu schätzen. Damit sie sich am Computer erstellte Dateien wie Lernmaterialien und Referatsnotizen ausdrucken können, gibt es spezielle Brailleschriftdrucker. Diese sind sehr laut, deshalb empfehlen wir dir für die Anschaffung zusätzlich eine Schallschluckhaube. In diesem kurzen Hörbeispiel bekommst du einen Eindruck davon, wie laut ein solcher Punktschriftdrucker ist. Zunächst hörst du ihn ohne und dann mit Schallschluckhaube.

Hilfsmittel für Blinde: Drei verschiedene Aufnahmegeräte vor blau-weißem Hintergrund
Es gibt verschiedenste Geräte, mit denen du eine Vorlesung aufzeichnen könntest. Foto: privat

Einigen blinden Studierenden fällt es schwer, sich während der Lehrveranstaltungen Notizen am Laptop oder mit der Braillezeile zu machen. Ihnen wird dann manchmal erlaubt, die Vorlesungen für private Zwecke aufzunehmen, um sie sich später noch einmal in Ruhe anhören und dabei Notizen machen zu können. Im Handel sowie bei verschiedenen Hilfsmittelfirmen sind diverse barrierefreie Aufnahmegeräte erhältlich. Diese sind meist mit einer umfangreichen Sprachausgabe ausgestattet. Manche der Geräte verfügen zusätzlich auch über ein Display, das wichtige Informationen anzeigt.

Eine Blindenschriftschreibmaschine vor hellblauem Hintergrund
Wenn du keinen Brailledrucker brauchst, kann eine Punktschriftmaschine ein geeignetes Hilfsmittel sein. Foto: privat

Wenn du dir nur ab und zu mal ein paar Notizen in Blindenschrift anfertigen möchtest, lohnt sich die Anschaffung eines Brailledruckers nicht unbedingt. Für diesen Zweck gibt es die Brailleschreibmaschine, mit der du dir von Hand Notizen auf Papier machen kannst. Für ein paar kurze Notizen für ein Referat oder Beschriftungen für Ordner und Türen ist das eine sehr praktische Lösung.

winziges Hilfsmittel: Eine OrCam an einer Brille auf einem Buch
Die OrCam ist wohl das kleinste Vorlesesystem, das es gibt. Sie wird an einer Brille befestigt. Foto: OrCam

Um gedruckte Texte lesen zu können, sind blinde Studierende auf Vorlesesysteme oder OCR (Optical Character Recognition) Software angewiesen.
Ein mobiles Vorlesegerät ist die sogenannte OrCam. Das ist eine Minikamera, die mit einem Magneten an fast jeder handelsüblichen Brille befestigt werden kann. Die OrCam liest Texte vor, erkennt Geldscheine, Gegenstände und Gesichter und kann dabei mit Fingergesten oder sogar mit Sprachsteuerung gesteuert werden.

Eine weitere Möglichkeit, sich gedruckte Texte zugänglich zu machen, ist eine OCR-Software für den Laptop in Verbindung mit einem Scanner und/oder einer Kamera. Hierbei wird das Bild, das vom Scanner beziehungsweise von der Kamera erzeugt wird, von der OCR-Software in maschinenlesbaren Text umgewandelt. Diesen können blinde Studierende dann auf der Braillezeile lesen oder sich von ihrem Screenreader vorlesen lassen.

Hilfsmittel für sehbehinderte Studierende

Bei einer Sehbehinderung ist das Angebot an Hilfen sehr vielfältig. Während manche Studierende mit Sehbeeinträchtigung überhaupt keine Hilfsmittel benötigen, sind andere auf starke Vergrößerung in Verbindung mit einer Sprachausgabe angewiesen.

Wenn du nur eine leichte Sehschädigung hast, könnte die Bildschirmlupe deines Computers vielleicht schon ausreichen. Ist deine Sehschädigung stärker ausgeprägt, könntest du die Vergrößerungssoftware Zoomtext nutzen. Mit dieser Software kannst du dir deine Texte vergrößern und bei Bedarf auch vorlesen lassen. Um dir das Tippen am PC zu erleichtern, gibt es Tastaturen mit besonders großer Schrift auf den Tasten und/oder besonders hohem Kontrast.

Auch für gedruckte Texte gibt es Möglichkeiten der Vergrößerung. Für den Einsatz zu Hause eignet sich zum Beispiel ein Bildschirmlesegerät.

Für unterwegs gibt es mobile Kamerasysteme, die dir helfen, deine Arbeitsblätter in der Hochschule zu vergrößern. Manche dieser Kamerasysteme verfügen auch über eine Tafelkamera, mit deren Hilfe du dir die Präsentationen deiner Dozierenden vergrößert auf dem Bildschirm anschauen kannst.

Wenn du deinen Augen ab und zu eine Pause gönnen möchtest, kannst du in vielen Programmen eine integrierte Vorlesefunktion nutzen. Diese ist zwar nicht so ausgereift wie ein Screenreader, aber zum Texte vorlesen lassen für zwischendurch völlig ausreichend. Wenn du häufiger auf Sprachausgaben angewiesen sein solltest, ist ein professioneller Screenreader eine Überlegung wert.

Hilfsmittel für Studierende mit Legasthenie

Studierende mit Legasthenie – also einer Lese-Rechtschreib-Störung – können auf bestimmte Software für den Computer zurückgreifen.

Je nachdem, wie stark die Legasthenie ausgeprägt ist, reichen vielleicht auch schon die Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigung, die viele Laptops, Smartphones, PC’s und Tablets von Haus aus mitbringen. So verfügen viele dieser Geräte bereits über eine mal besser, mal schlechter ausgereifte Vorlesefunktion.

Es gibt aber auch spezielle Software. Ein Beispiel dafür ist die Softwarepalette der Firma Claro. Diese Firma hat verschiedene Programme entwickelt, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigung das Arbeiten am PC erleichtern können. So bieten die Programme beispielsweise Vorlesefunktionen, erweiterte Rechtschreibüberprüfungen, Hilfen beim Planen und Organisieren des Studiums oder Unterstützung bei der Orientierung auf dem Bildschirm. Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Programmen hat die TH Köln auf dieser Seite gesammelt. Wenn du an der TH Köln studierst, kannst du dort die Software auch direkt downloaden.

Hilfsmittel für Studierende mit Hörbeeinträchtigung

Wenn du eine Hörbeeinträchtigung hast, fällt es dir vermutlich schwer, vor allem gesprochenen Inhalten in den Lehrveranstaltungen zu folgen. Abhilfe können da – je nach Grad der Hörschädigung – Hörgeräte oder Cochlear-Implantate schaffen. In vollen Hörsälen mit hunderten Studierenden bleibt es aber weiterhin schwierig, gesprochene Sprache zu verstehen.
Damit dies leichter wird, gibt es Verstärkungsanlagen, die den Ton des Dozierenden oder deiner Kommiliton*innen direkt auf deine Hörgeräte überträgt. Dazu erhalten die Lehrenden eine Art Mikrofon, dass mit einem Empfänger an deinem Hörgerät gekoppelt wird.

Wenn du dich für ein Medizinstudium interessierst, benötigst du früher oder später vielleicht ein Stethoskop. Auch hier gibt es spezielle Geräte, die den Klang verstärken, sodass auch du beispielsweise die Atmung oder den Herzschlag anderer Menschen hören kannst.

Hilfsmittel für Studierende mit körperlichen Beeinträchtigungen

Wie bei fast allen Beeinträchtigungen auch, ist das Spektrum der körperlichen Beeinträchtigung sehr groß: Manche Betroffene sind auf einen Rollstuhl angewiesen, wieder Andere haben nur leichte Schwierigkeiten beim Laufen, in der Feinmotorik oder beim Sitzen. Daher gibt es für diese Personengruppe auch sehr vielfältige Hilfsmittel.

Wer beeinträchtigungsbedingt nicht mehr laufen kann, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Auch hier gibt es verschiedene Modelle: Manche Studierende verfügen noch über genügend Kraft in den Armen, um einen manuellen Rollstuhl steuern zu können. Sollte deine Armkraft nicht ausreichen oder du nicht in der Lage sein, deine Arme zu bewegen, verwendest du vermutlich einen Elektrorollstuhl.

eine junge Frau bedient ihren PC mit zwei Tastern als Hilfsmittel
Manchmal reichen spezielle Tastaturen nicht mehr aus, um den Computer bedienen zu können. Foto: Rosalie Renner

Einige Studierende sind nur noch in der Lage, ihre Augen und/oder Finger zu bewegen. Für diese Menschen gibt es spezielle Tastaturen und Geräte, mit denen sie ihren Computer steuern können. Diese Eingabemethoden benötigen aber auch viel Zeit und Geduld. Wenn du eine hohe Lähmungshöhe hast, fällt dir ggf. auch das Sprechen schwer. Um besser mit deiner Umwelt kommunizieren zu können, gibt es Talker. Das ist eine Art Computer, der aus geschriebenen Worten oder Symbolen gesprochene Sprache macht.

Solltest du deine Hände/Arme noch bewegen können, helfen dir vielleicht spezielle Mäuse und Tastaturen. Diese haben dann zum Beispiel eine besondere Form oder verfügen über besonders große, leicht zu drückende Tasten. Wenn dir das Tippen am Computer oder Laptop Schwierigkeiten bereitet, ist eine Spracheingabesoftware vielleicht eine Hilfe für dich. Diese ermöglicht es dir, deinen Computer nur mit der Stimme zu steuern und ihm auch deine Hausarbeiten zu diktieren.

Ein rollstuhlgerechter Arbeitsplatz mit einer Spezialtastatur mit integrierter Maus
Rollstuhlfahrer*innen benötigen manchmal spezielle Tastaturen und Mäuse, um ihren PC bedienen zu können. Dieses Bild ist an der KatHo Köln entstanden. Foto: privat

Assistenz und Assistenzhunde: „Hilfsmittel“ der besonderen Art

Hilfsmittel der besonderen Art: Ein Schäferhund im Führgeschirr
Die meisten Blindenführhunde sind Labradore, aber es gibt auch andere Rassen. Foto: Wikimedia Commons

Obwohl es schon viele technische Möglichkeiten gibt, Beeinträchtigungen auszugleichen, reicht das manchmal nicht aus. Deshalb greifen einige Menschen mit Beeinträchtigung auch auf Studienassistenz zurück. Diese kann dabei helfen, Lernmaterialien zugänglich zu machen oder bei der Kommunikation mit Kommiliton*innen und Lehrenden.

Aber es gibt nicht nur menschliche Assistenten, sondern auch Assistent*innen auf vier Pfoten, die sogenannten Der bekannteste Assistenzhund ist bestimmt der Blindenführhund. Das ist ein speziell ausgebildeter Hund, der blinde Menschen sicher durch den Alltag führt.

Ein Assistenzhund hilft einem Rollstuhlfahrer
Aber auch andere Menschen mit Beeinträchtigung haben Assistenzhunde. Foto: Andi Weiland | www.andiweiland.de

Neben dem Blindenführhund gibt es noch viele weitere Assistenzhunde. Sie helfen körperlich beeinträchtigten Studierenden, indem sie Schränke und Schubladen öffnen oder heruntergefallene Gegenstände aufheben. Sie können auch beim An- und Ausziehen helfen.

Andere Assistenzhunde warnen vor epileptischen Anfällen oder vor zu hohem oder niedrigen Blutzucker. Auch für Studierende mit psychischen Beeinträchtigungen gibt es Assistenzhunde, die zum Beispiel Angstzustände erkennen können. Noch mehr Infos rund um die verschiedenen Arten von Assistenzhunden findest du auf den Webseiten von Assistenzhunde NRW und den Pfotenpiloten.

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